Wir
hatten uns für unser „44 Jahre verheiratet –
Dinner“ das SUNSET GRILL in Moab ausgesucht. Die
Lage auf einer Anhöhe oberhalb des Ortseingangs
und eine stilvoll möblierte Terrasse boten
traumhafte Sicht auf den Sonnenuntergang und die
abendlich glitzernde Stadt und ihre Umgebung.
Ein Lokal, das wir sehr empfehlen können, denn
was die Küche zauberte und der Weinkeller
ergänzte war exzellent. Die der Qualität
angemessene Rechnung beglich ich – USA-like -
mit meiner VISA-Card. Und dann erlebten wir das,
was wir im Rückblick als Kulturverstoß
unsererseits einordneten: Ich bedankte mich bei
der freundlichen und engagierten Bedienung mit
einem Trinkgeld in Form eines 10 Dollar-Scheins,
den ich ihr - wie bei uns üblich - in die Hand
gab. Sie reagierte darauf verschämt und schroff
zugleich. Was als Danksagung gemeint war,
stellte für sie ganz offenbar eine Art von
Etikettenverstoß dar. Sie nahm den Geldschein
zwar an, verließ aber sichtlich beleidigt und
ohne uns weiter eines Blickes zu würdigen
wortlos die Terrasse und ward nicht mehr zu
sehen.
Auf der
Fahrt zurück nach Green River rätselten wir,
womit wir diese Reaktion ausgelöst haben
konnten. Erst einer unserer Reiseführer klärte
uns letztendlich auf:
Die
Rechnung in amerikanischen Restaurants wird in
einem kleinen festen Buchumschlag auf den Tisch
gelegt. Wer mit Credit-Card zahlt - was die
Regel ist – legt diese in den Umschlag, den die
Bedienung sich zurück holt. Man kann zuvor den
Rechnungsbetrag um das Trinkgeld, das man zu
geben gewillt ist, mittels eines im Umschlag
befindlichen Schreibers erhöhen. Der "Tip" wirde
dann mit dem Rechnungsbetrag abgebucht. Wer das
so nicht
machen möchte, wählt Trinkgeldvariante 2: Man
legt das Trinkgeld in bar in den besagten
Umschlag, nachdem dieser mit der Credit-Card
wieder an den Tisch zurück gekommen ist. Eine
sehr dezente Art seinen Dank auszudrücken, ohne
dass Bedienung und Gast sich dabei ansehen.
Tja
– andere Länder andere Sitten!