Tag 4 / 26. Mai

Canyonlands NP






Short-Story 5:
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Wir hatten uns für unser „44 Jahre verheiratet – Dinner“ das SUNSET GRILL in Moab ausgesucht. Die Lage auf einer Anhöhe oberhalb des Ortseingangs und eine stilvoll möblierte Terrasse boten traumhafte Sicht auf den Sonnenuntergang und die abendlich glitzernde Stadt und ihre Umgebung. Ein Lokal, das wir sehr empfehlen können, denn was die Küche zauberte und der Weinkeller ergänzte war exzellent. Die der Qualität angemessene Rechnung beglich ich – USA-like - mit meiner VISA-Card. Und dann erlebten wir das, was wir im Rückblick als Kulturverstoß unsererseits einordneten: Ich bedankte mich bei der freundlichen und engagierten Bedienung mit einem Trinkgeld in Form eines 10 Dollar-Scheins, den ich ihr - wie bei uns üblich - in die Hand gab. Sie reagierte darauf verschämt und schroff zugleich. Was als Danksagung gemeint war, stellte für sie ganz offenbar eine Art von Etikettenverstoß dar. Sie nahm den Geldschein zwar an, verließ aber sichtlich beleidigt und ohne uns weiter eines Blickes zu würdigen wortlos die Terrasse und ward nicht mehr zu sehen.

Auf der Fahrt zurück nach Green River rätselten wir, womit wir diese Reaktion ausgelöst haben konnten. Erst einer unserer Reiseführer klärte uns letztendlich auf:

Die Rechnung in amerikanischen Restaurants wird in einem kleinen festen Buchumschlag auf den Tisch gelegt. Wer mit Credit-Card zahlt - was die Regel ist – legt diese in den Umschlag, den die Bedienung sich zurück holt. Man kann zuvor den Rechnungsbetrag um das Trinkgeld, das man zu geben gewillt ist, mittels eines im Umschlag befindlichen Schreibers erhöhen. Der "Tip" wirde dann mit dem Rechnungsbetrag abgebucht. Wer das so nicht machen möchte, wählt Trinkgeldvariante 2: Man legt das Trinkgeld in bar in den besagten Umschlag, nachdem dieser mit der Credit-Card wieder an den Tisch zurück gekommen ist. Eine sehr dezente Art seinen Dank auszudrücken, ohne dass Bedienung und Gast sich dabei ansehen. Tja – andere Länder andere Sitten!