Tag 9 / 31. Mai

        Antelope Canyon

 
  Wenige Meilen südöstlich von Page liegt der Antelope-Canyon, die nächste Herausforderung für unsere Farbwahrnehmung. O.K., der meistbesuchte Slot-Canyon der Staaten ist bekanntlich schon tot fotografiert worden, aber auch wir konnten nicht an uns halten. Was das Mittagssonnenlicht aus einem Spalt im Wüstengestein und -sand machte, verschlug uns teilweise den Atem. Zum Gang durch diesen einmaligen Slot-Canyon mehr in der 1. Short-Story dieses Tages.


Short-Storry 8
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Das Areal der Antelope-Canyons (Upper- und Lower-Canyon) ist Teil eines riesigen Navajo-Indianer-Reservats im Südwesten. Wie in allen Reservaten haben die Ureinwohner der USA auch hier das alleinige Recht, sich mit den touristisch attraktiven Highlights der Landschaft, der Natur und geschichtsträchtigen Bauwerken eine Einnahmequelle zu erschließen. Am Upper-Antelope-Canyon, den wir besichtigten, sah das folgender Maßen aus: Am Parkplatz an der 98 war zunächst ein „Eintrittsgeld“ von 40 Dollar pro Person zu entrichten. Ganz schön happig, dachten wir – aber was soll`s. Der Eingang in den Slot-Canyon liegt 3-4 Meilen vom Parkplatz entfernt und ist nur über eine sandige, staubige und holprige Wüstenpiste zu erreichen. Wir mussten also auf geländegängige Touri-Transport-Pick-Ups umsteigen, und uns deftig durchschütteln lassen. Ziel: ein zunächst unspektakulär aussehender Spalt in einer fast 40m aufragenden Felsbarriere. Hier nahm uns und ca. 15 weitere Visitors Maria, eine recht wohlbeleibte aber bestens gelaunte Indianerin in Empfang und stellte sich als „I´m your scout for the next hour“ vor. Maria vorweg, ging`s also rein in den Spalt und bereits nach wenigen Schritten erstarb das vielsprachige Geplappere der international zusammengesetzten Gruppe und es setzte andächtiges Schweigen ein. Einzige Ausnahme: Maria. Sie erläuterte wie der teilweise enge und bis zu 44 Meter tiefe Felseinschnitt vom Wasser gebildete wurde, wie und wodurch er sich permanent verändert, und wie die einzigartigen Farb- und Schatteneffekte der rot gefärbten Schiefertone und Sandsteine zustande kommen. Unsere Navajo-Scout(In) kannte jeden Quadratmeter, wusste wo die von oben herein scheinende Sonne die schönsten Beams erzeugte, von wo die fantastischen Farb- und Lichtspiele am besten zu fotografieren sind, und konnte zu jeder Touri-Kamera Tips für die beste Blende und Belichtungszeit geben. So auch einer Asiatin, die mit ihrem iPad sichtlich überfordert war. Maria griff sich das Tablet, und machte Pictures, die der Besitzerin so niemals gelungen wären. Wenn die Führung an einem besonders fotogenen Punkt des Canyons angekommen war, erschallte ihr Ruf „iPad – iPad“ und sie schritt erneut zur Foto-Tat. Ein Entertainment der ganz besondere Art, das Maria noch würzte mit den Worten „I´m the best fotographer of the world“. Das Naturwunder Antelope-Canyon allein war die uns zunächst als „happig“ erschienenen 40 Dollar pro Nase allemal wert. Wenn wir vor dem Start gewusst hätten, dass Maria als grandiose Special-Guide im Preis mit drin war, hätten wir wie einst Clint Eastwood sogar Verständnis „Für ein paar Dollar mehr“ gehabt.